Wie der göttliche Moondog alias Louis Hardin, jene lebende Legende von mittlerweile 75 Jahren, der zeitlebens soviel für die Erneuerung der amerikanischen Avantgardemusik beitrug, dessen atemberaubende Karriere ein Kapitel für sich ist, der mit Toscanini, Strawinsky, Bernstein, Charlie Parker, Charles Mingus, Julie Andrews und Allen Ginsberg zusammenarbeitete und der in den letzten Jahren im Ruhrgebiet versteckt mehr als fünfzig Sinfonien schrieb - dieser seit seiner Kindheit erblindete Scharlatan meldet sich mit einem neuen Werk zurück. "Elpmas" (Kopf Recs./TIS) belegt wieder einmal aufs Nachdrücklichste seine unglaubliche Fähigkeit, vielschichtige, bis zu 144stimmige, streng kontrapunktisch angelegte Kanons zu schreiben. Genauer gesagt, meint er in diesem Fall mit einem "Sample", eine Auswahl seiner Gedanken auszudrücken, die er in eine freie musikalische Form, den Triple Canon, einem äußerst komplizierten Geflecht von drei Kanons in einem, bringt. Das Ergebnis ist trotzdem eine wunderbar klare, einfache Musik, die den Bogen vom Minimalistischen zum Meditativen spannt, von Marimbaphonen, Gambenquartett und Oboen gespielt wird, stets mit einem indianischen Beat unterlegt ist und als Thematiken Moondogs Assoziationen zur Entdeckung Amerikas durch Kolumbus ("Wind River Powwow") sowie zu der Ausbeutung unseres Planeten und sogar reine Liebeslieder ("Fujiyama" und persönliche Kindheitserinnerungen an den "Wilden Westen" Amerikas ("Westward Ho") beinhalten.
Solcherlei multikulturelle Elemente wie in dieser großartigen Produktion sind ohnehin ein Phänomen, das in letzter Zeit sogar in ganz normalen Popmusiken häufig anzutreffen ist. Und die Bands wachsen wie Unkraut aus dem Boden, die sich mit allen möglichen Querverweisen auf die Musik anderer Völker beziehen.