aus / from: Ultimo, Datum unbekannt

Adrian Wolfen

Moondog. Münster, Landesmuseum 27. 11.


Ist's ein Space-Shuttle, ist's ein Wikinger, ist's gar der liebe Gott? - Nein, es ist Moondog! Doch wer ist Moondog? Nun, der Mann wurde 1916 geboren, ist blind, sieht mit seinem langen weißen Bart eben wie dieser eine alte Bekannte aus, trug früher mit Vorliebe Wikingerhelme und -speere, trägt heute rundumfreundliche Wollmützen und ist Musiker bzw. Komponist. Als solcher hat er Verehrer quer durch alle Sparten: Paul Hindemith und Leonard Bernstein, Charlie Parker und Benny Goodman. Pete Seeger, die Beatles, Philip Glass und Steve, sie alle waren und sind voll des Lobes für ihn, den Unvergleichlichen. Sein über 1.500 Kompositionen umfassendes Werk sucht tatsächlich in der heutigen Musikwellt seinesgleichen: Strikt tonal und kontrapunktisch angelegte Stücke für Piano, Orgel und Streicher sperren sich gegen jegliche Rubrizierunng; unter Jazz, unter Klassik, unter Minimal- oder Programmmusik ist das nicht einzuordnen, genauso wenig wie der ganze Mann halt.

Momentan findet in der Musikwelt so etwas wie eine Moondog-Entdeckungseuphorie statt: Diverse ältere Alben wurden wieder aufgelegt, wobei besonders die vom rührigen Bochumer "Roof-Label" (über ARIS) der Erwähnung wert sind. Auf "Moondog in Europe" interpretieren das Pannonia-Streichquartett und diverse Gastsolisten einen werkgetreuen Querschnitt durch das Werk: "A new Sound of an old instrument" wurde in der Herz-Jesu-Kirche in Oberhausen aufgenommen und bringt strenge instrumentale Orgelmonologe zu Gehör, während "H'Art Songs" mit seinen, zur Piano-Begleitung vor sich hingesungenen Texten, eher etwas Kinderliedhaftes hat.

Und während mittlerweile in den Metropolen der Welt in New York, London und in Paris die er ersten Häuser am Ort Moondog-Werke aufführen, kommt der exzentrische Bohemien in Person nach - Münster! Kaum zu glauben? Doch, doch - denn das Schönste an dieser Legende ist eigentlich die Geschichte von ihm und der Studentin Ilona Goebel. Aus lauter Bewunderung für den Musiker holte sie ihn 1976 nach Oer-Erkenschwick (richtig gelesen!), quartierte ihn im Haus ihrer Eltern ein, schmiß ihr Studium und wurde seine Managerin. Na, und von Oer-Erkenschwick nach Münster ist's halt so weit nicht, und was die New Yorker gerne erleben möchten, ja dafür brauchen die Westfalen nicht weit zu laufen!