(VK) Das erste musikalische Ereignis nach der Feiertags-Ruhepause der letzten Wochen wird dem Weinheimer Konzertpublikum einen ungewöhnlichen Abend bescheren. Am Freitag, den 18. Januar um 20 Uhr, zu Gast in der Peterskirche: Zwei Künstler aus den Vereinigten Staaten.
Man könnte sagen, ein Komponist und sein Orgelinterpret, doch trifft dies freilich nur für den Mittelteil des Programms zu, da zehn zweistimmige Kanons eines der wohl originellsten zeitgenössischen Komponisten der Neuen Welt erstmals in Deutschland bei uns zu hören sein werden. Moondog, der Komponist, ist in den USA, zumal in Neu-England, weithin bekannt. Ein blinder, phantastisch seltsam gekleideter Mann mit wallendem weißen Bart, der seit 25 Jahren in den Straßen, den Hauseingängen Manhattans lebt und als eine Art Asphalt-Philosoph komponiert und dichtet und längst weit mehr geworden ist als eine kuriose Passanten-Attraktion. Schallplattenfirmen und Musikverlage haben sich seiner angenommen - mit diesem Konzert in Weinheim, bei dem er anwesend sein wird, beginnt seine erste Europa-Tournee, für die ihn der Hessische Rundfunk verpflichtete.
Der Organist dieses Abends, selbst mehrfach aufgeführter Komponist von einigem Rang, mag zu den begeisterten Freunden und Förderern des blinden Moondog zahlen. Doch zeigt die Hörfolge dieses Konzertes durchaus eigenständigen, klassischen Charakter. Paul Jordan, Meisterschüler Helmut Walchas, Master of Music der Yale Universität (mit einer Dissertation über "Die Kunst der Fuge"), wird von Johann Sebastian Bach das Präludium in Es-Dur (BWV 552) die Choralbearbeitung "Allein Gott in der Höh sei Ehr", Präludium und Fuge in a-moll, die Fantasie in g-moll, das Trio über den Choral "Herr Jesus Christ, Dich zu uns wend" und die Fuge in Es-Dur spielen. Das musikalische Weinheim begegnet in diesem Künstler einem hervorragenden Bach-Interpreten, dessen Konzerte in den Musikspalten der großen Tageszeitungen vielfach Lob und Aufsehen erregten. So urteilte Gerhard R. Koch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: "Paul Jordan hinterließ als Bachspieler den nachhaltigsten Eindruck. In jedem Takt war das außerordentliche intellektuelle und emotionale Engagement dieses jungen Organisten durchzuspüren".
Dieses vielversprechende Konzert wird der Auftakt eines drei Abende umfassenden Zyklus, "Weinheimer Winterkonzerte '74 in der Peterskirche", sein, der im Februar mit einem Auftritt des "Ensembles für Alte Musik" in Zusammenarbeit mit Studierenden der Orgelklasse Sauer und im März mit einem Bach-Reger-Abend durch Lehrer der Jugendmusik-Schule, Helmut Sauer, Orgel und Wolfgang Schaefer, Violoncello, fortgesetzt wird.