"Das Heute ist für mich die Zukunft, da ich die Welt aus der Sicht der Vergangenheit betrachte." Louis Hardin aus New York ist selbst ein Teil der Vergangenheit, von der er spricht.
Ganz in altgermanischer Tracht mit Hörner-Helm und "Ger" (germanischer Wurfspieß) kam der 57jährige Musiker nach Deutschland. Für ihn das "heilige Land mit dem heiligen Strom Rhein." Junge! Junge! Mit 16 Jahren verlor er bei einer Dynamit-Explosion sein Augenlicht. Heute zieht er als blinder Barde und Spielmann durch die Welt.
Er nennt sich "Moondog", ist Komponist, Dichter und Dirigent in einer Person. New-York-Touristen kennen ihn schon lange, den freundlichen, bärtigen Mann, der durch die Straßen wandert und Passanten in witzige und weise Gespräche über Geschichte, Politik, Philosophie und Musik verwickelt.
Es geht eine seltsame Faszination von diesem Mann aus. So muß Teiresias, der blinde Seher der Griechen von Troja, auf die Menschen gewirkt haben.
"Moondog" hat in den Staaten mehrere Platten produziert - teilweise mit Musikern der New Yorker Philharmonie. In Deutschland stellte er seine Musik zwar am liebsten, aber leider erst bei wenigen Konzerten in Hamburg und Frankfurt vor - eine Mischung aus Richard Wagner und Pink Floyd. Freilich ohne technischen Aufwand mit einem kleinen Kammermusikensemble.
Seine musikalischen Rituale basieren auf altgermanischer Volksmusik angereichert mit Stilmitteln der Romantik, aber auch der Popmusik.
Seine geheimnisvoll klingenden Texte berichten von der Erschaffung der Welt, von der Geschichte der Menschen, wie sich das die alten Germanen vorstellten.