Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2000. ®1993-1999 Microsoft Corporation.

Moondog, eigentlich Louis Thomas Hardin, (*1916), amerikanischer Komponist und Musiker. In seinen Werken verbinden sich Elemente des Jazz, der klassischen Musik und die Rhythmen der nordamerikanischen Indianer.

Hardin wurde am 26. Mai 1916 in Marysville (Kansas) geboren und wuchs in Wyoming auf. Als Sohn einer Missionarsfamilie kam er über die Arbeit seines Vaters in Indianerreservaten früh in Kontakt mit der Kultur und der Musik der Native Americans. Nachdem er durch eine Dynamitexplosion mit 16 Jahren das Augenlicht verloren hatte, studierte er an der Blindenschule in Iowa Violine, Viola, Piano und Orgel, Chorgesang und Harmonielehre. 1943 ging er nach New York und richtete sich als Straßenmusiker an der Ecke 54. Straße/Sixth Avenue ein. Dort erlangte er den Ruf einer regionalen Berühmtheit: Bei Stadtrundfahrten wurde auf ihn hingewiesen, das Hilton warb mit ihm ("Sie finden uns gegenüber von Moondog"). Hardin nannte sich ab 1947 nach seinem Blindenhund Moondog und inszenierte sich durch Kleidung, Haar- und Barttracht als neuzeitlicher Wikinger und Schamane. Zu seinen Bewunderern zählten bereits früh Igor Strawinsky, Arturo Toscanini, Leonard Bernstein und Charlie Parker, später beriefen sich Komponisten der Minimal Music wie Philip Glass und Terry Riley auf Moondog. Beatpoet Allen Ginsberg nahm mit ihm Texte auf, Julie Andrews spielte mit ihm ein Album mit Kinderliedern ein, Rockmusiker wie Janis Joplin interpretierten seine Songs.

Die Unterschiedlichkeit seiner Verehrer hat mit der Einzigartigkeit seiner Musik zu tun: Moondog darf als Vorläufer von World- und Minimalmusik gelten, er erfand zahlreiche Instrumente, seine Kompositionen beinhalten oft Umweltgeräusche, teilweise haben sie rein fragmentarischen Charakter. Moondog schrieb aber auch durchkomponierte Epen (Ode an Venus), Madrigale, Ballettmusik für Martha Graham, die Symphonie 6 (Good for Goodie), eine Hommage an Benny Goodman, sowie Lament I (Bird's Lament), einen musikalischen Nachruf auf Charlie Parker.

Charakteristisch für Moondogs traditionalistisch-klassizistisches Schaffen ist, dass er stets rhythmisch-swingend die Regeln des Kontrapunkts berücksichtigt und sich nie an neuen Formen versucht. Jazzrhythmen und klassische Kompositionsprinzipien verbinden sich.

Moondog nahm Platten für das Jazzlabel Prestige und für die CBS auf. Seit 1974 lebt er in Oer-Erkenschwick (Nordrhein-Westfalen), zusammen mit seiner Managerin und Lebensgefährtin Ilona Göbel. Wichtige Alben sind Moondog (1956), Moondog (1969), Moondog 2 (1971), Moondog in Europe (1978), H'Art Songs (1979), Elpmas (1991) und Sax Pax For A Sax (1997).

Markus Mayer
(lebt und arbeitet als freier Journalist in München. Diverse Veröffentlichungen und Beiträge für Funk und Fernsehen.)