unermittelte Tageszeitung ("Herten und Umgebung") Nr. 81, 6. April 1981
Beifallsstürme

Herten (rkl/hjb) Das Publikum verlangte nach einer Zugabe - eine Situation, die für klassische Musiker nicht unbedingt zum Berufsalltag gehört Die in Form und Konzeption eigenwilligen Kompositionen des amerikanischen, heute in Oer-Erkenschwick lebenden Komponisten Louis Hardin zogen die Talkshow-Besucher so in ihren Bann, daß das spontan zusammengestellte "Bracelli-Quartett" mehr als einmal wahre Beifallsstürme abwarten mußte, ehe es mit dem nächsten Stück beginnen konnte. Zum Abschluß wiederholten die Musiker eine Komposition, die beim Publikum auf besondere Sympathie gestoßen war.
Der Aufbau der "Moondog"-Werke (der Komponist gab sich diesen Künstlernamen in Erinnerung an seinen verstorbenen Blindenhund) ähnelt dem eines Kanons. Entgegen der oft üblichen "Rollenverteilung" übernehmen im Wechsel hohe und tiefe Instrumenten-Stimmen Melodie oder Begleitung - Hunderte begeisterte Zuhörer ließen sich von der großen Suggestionskraft der dargebotenen Stücke faszinieren. Schon deren Titel regten die Phantasie an: Beim "Hundetrott" schien der gehetzte Rhythmus eben diesen wiederzugeben. Die "Frostblume" brachte mit schwermütigem Rhythmus und "tragischen" Baßlinien so manchen Zuhörer zum Frösteln. Moondog selbst begleitete die von der Philharmonia Hungarica (Marl) und dem Westfälischen Sinfonie-Orchester (Recklinghausen) kommenden zwei Bratschisten und zwei Cellisten auf einer selbstentworfenen Trommel - indianische Einflüsse waren in der rhythmischen Gestaltung unüberhörbar.





Eine triumphale Uraufführung für den Komponisten Louis Hardin ("Moondog", Mitte): im vollbesetzten Schloßsaal wurden die Ausführenden - zwei Bratschisten und zwei Cellisten - mit stürmischem Beifall bedacht. Moondog selbst begleitete das Quartett an der selbstgebastelten Percussion. Noch in diesem Jahr sollen die eben entstandenen Stücke auf Platte gepreßt werden.